Die Wiederholung der Verdrängung – Warum manche Menschen Krisen leugnen

Es gibt ein Muster, das sich in den letzten Jahren immer wieder zeigt. Ob bei der Corona-Pandemie, der Klimakrise oder dem Ukraine-Krieg – ein Teil der Gesellschaft reagiert auf bedrohliche Situationen mit Ablehnung und Verdrängung. Die Mechanismen dahinter sind immer dieselben: Angst führt zu Abwehr, Abwehr führt zu alternativen Erklärungen, und alternative Erklärungen werden in bestimmten Gruppen verstärkt, bis eine eigene Realität entsteht.

1. Corona: Der erste Schock

Als das Coronavirus die Welt traf, standen Menschen plötzlich einer unsichtbaren Bedrohung gegenüber. Nachrichten zeigten überfüllte Krankenhäuser, Massengräber, Militärlastwagen voller Leichen. Die Politik reagierte mit Kontaktverboten, Lockdowns und Maskenpflicht. Doch nicht alle akzeptierten die Gefahr. Stattdessen entstand eine Gegenbewegung:

 

  • „Die Medien übertreiben.“
  • „Die Regierung nutzt die Pandemie, um uns zu kontrollieren.“
  • „Covid ist nicht schlimmer als eine Grippe.“

Wer nicht wahrhaben wollte, dass eine Pandemie das gewohnte Leben verändern kann, suchte nach Erklärungen, die beruhigten – selbst wenn sie wissenschaftlich längst widerlegt waren.

2. Klimawandel: Die nächste Bedrohung

Kaum war Corona kein dominierendes Thema mehr, rückte der Klimawandel wieder in den Fokus. Hitzewellen, Flutkatastrophen und Waldbrände zeigen, dass sich unser Planet verändert – und dass menschliches Handeln eine Rolle spielt. Wieder tritt dasselbe Muster auf:

 

  • „Das Klima hat sich schon immer verändert.“
  • „Die Medien verbreiten Panikmache.“
  • „Die Regierung nutzt den Klimawandel als Vorwand für neue Steuern.“

Es ist dieselbe Dynamik wie bei Corona: Die Bedrohung ist real, aber anstatt Lösungen zu suchen, suchen viele Menschen Argumente, um die Realität auszublenden.

3. Ukraine-Krieg: Einfache Lösungen für ein komplexes Problem

Dann kam der Krieg. Russland überfiel die Ukraine, Europa unterstützte das angegriffene Land – doch wieder gab es eine Gruppe, die sich weigerte, die Realität anzuerkennen:

 

  • „Putin ist doch gar nicht so schlimm.“
  • „Wenn wir einfach keine Waffen liefern, hört der Krieg auf.“
  • „Früher hatten wir billiges Gas, jetzt zerstört die Regierung unsere Wirtschaft.“

Auch hier zeigt sich das bekannte Muster: Wer sich nicht mit der Bedrohung auseinandersetzen will, sucht nach Erklärungen, die beruhigen. Selbst wenn diese Erklärungen völlig unrealistisch sind.

Warum wiederholen sich diese Muster?

Es gibt mehrere Gründe, warum Menschen auf diese Weise reagieren:

 

  • Angst vor Kontrollverlust: Krisen zeigen, dass das Leben unsicher ist. Viele Menschen fühlen sich machtlos – und suchen nach einer Realität, in der alles einfacher ist.
  • Misstrauen gegenüber Medien und Politik: Wenn man einmal das Gefühl hat, belogen zu werden, glaubt man eher an alternative Erzählungen.
  • Soziale Medien und Filterblasen: Facebook, Telegram & Co. verstärken diese Sichtweisen, weil sie immer wieder Inhalte liefern, die ins Weltbild passen.
  • Externe Akteure: Russland, China und andere Staaten nutzen gezielt Propaganda, um westliche Gesellschaften zu spalten.

Wie können wir die Menschen erreichen, die in dieser Verdrängung gefangen sind?

Diese Frage ist zentral für die Zukunft unserer Gesellschaft. Wie können wir Menschen aus ihrer Blase herausholen, ohne sie direkt anzugreifen? Wie können wir Ängste abbauen und gleichzeitig einen offenen Dialog führen? Gibt es einen Weg, Fakten wieder zugänglich zu machen, ohne dass sie sofort als „Mainstream-Meinung“ abgelehnt werden?

Es gibt keine einfache Antwort. Doch wenn wir das Muster der Verdrängung verstehen, können wir vielleicht Wege finden, es zu durchbrechen.

Die Stadt hinter dem Nebel

Es war einmal eine kleine Stadt namens Silberbach, die tief in einem Tal lag. Um die Stadt herum lag stets ein dichter Nebel, der niemals verschwand. Die Menschen dort lebten friedlich, doch niemand wagte sich jemals in den Nebel hinaus.

Die Alten erzählten, dass dahinter ein dunkles Unheil lauerte. „Geh nicht in den Nebel“, sagten sie. „Was du nicht siehst, kann dir nicht schaden.“ Und so lebten die Menschen glücklich, ohne jemals zu hinterfragen, was sich wirklich dahinter befand.

Eines Tages jedoch bemerkte ein neugieriger Junge namens Finn, dass der Nebel dünner wurde. Er konnte vage Schatten erkennen – hohe Bäume, Flüsse, vielleicht sogar Berge. Doch als er den Ältesten davon erzählte, lachten sie ihn aus. „Das bildest du dir nur ein! Konzentriere dich lieber auf unser schönes Dorf. Der Nebel ist unser Schutz.“

Doch Finn konnte es nicht vergessen. Eines Morgens nahm er all seinen Mut zusammen und trat einen Schritt in den Nebel. Zu seiner Überraschung stellte er fest: Er war nicht giftig. Er war nicht gefährlich. Und als er weiterging, sah er, dass jenseits des Nebels eine wunderschöne Welt lag – grüne Wiesen, sonnige Hügel und ein funkelnder See.

Er rannte zurück in die Stadt, um es allen zu erzählen. Doch niemand wollte ihm glauben. „Das kann nicht sein“, sagten sie. „Wir haben immer hier gelebt, und der Nebel war immer da.“

Einige wurden sogar wütend: „Du willst uns Angst machen! Der Nebel ist unser Schutz. Wenn wir ihn ignorieren, tut er uns nichts.“

Finn war enttäuscht, aber er gab nicht auf. Statt zu streiten, nahm er einen Freund mit hinaus in den Nebel, dann noch einen. Und nach und nach erkannten immer mehr Menschen, dass die Welt hinter dem Nebel größer war als ihre kleine Stadt.

Schließlich wagten sich die Mutigsten hinaus. Manche hatten Angst, aber als sie sahen, dass nichts Schlimmes passierte, wuchs ihr Mut. Und langsam, Stück für Stück, wurde Silberbach zu einem Ort, an dem die Menschen sich trauten, die Welt zu entdecken – anstatt sich hinter dem Nebel zu verstecken.

Bedeutung der Geschichte

  • Der Nebel steht für die Verdrängung: Er hält die Menschen in ihrer kleinen Welt, wo sie sich sicher fühlen.
  • Finn ist derjenige, der neugierig bleibt und die Realität erkundet.
  • Die Dorfbewohner reagieren auf ihn wie viele Menschen auf unbequeme Wahrheiten: mit Skepsis, Angst oder sogar Ablehnung.
  • Doch Erkenntnis ist ein langsamer Prozess – einige folgen Finn, andere brauchen länger, aber irgendwann beginnen sie, sich der Realität zu stellen.

Diese Geschichte könnte man wunderbar als Parabel verwenden, um zu erklären, warum Menschen Probleme verdrängen – und wie man sie behutsam aus dem „Nebel“ führen kann.